Während Nachnamen für uns heute obligatorisch und selbstverständlich sind, waren sie bis zum Ende des Mittelalters ein absolutes Privileg in der westlichen Welt. Nur Adlige hatte eine Ergänzung zu den offiziellen Namen, in der Regel verbunden mit der Region, aus der sie kamen. Als dann die Bevölkerung langsam zunahm und zu wandern begann, war ein einziger Name nicht mehr ausreichend, um alle Bewohner voneinander zu unterscheiden, sodass die Leute der Einfachheit wegen anfingen, auch durch ihr Handwerk, ihre Herkunft, ihr Vermögen, ihren Zustand oder ihre Persönlichkeit identifiziert zu werden.

Im Portugiesischen beispielsweise entstanden Familiennamen wie Ferreira (Schmied), Lisboa (Lissabon), Da Costa (vor der Küste), Rico (Reich) und Valente (Mutig). Langsam wurde dies zur Gewohnheit und die Namen wurden an die nächsten Generationen weitergegeben. Im Jahre 1370 erschien das Wort „Nachname“ zum ersten Mal in offiziellen Dokumenten verschiedener Länder und bekam somit einen offiziellen Status.

In Portugal wurden sowohl Adjektive als auch Ortsnamen oder Berufsbezeichnungen für die Namen des portugiesischen Adels verwendet: Der Sohn eines Adeligen mit dem Namen Rodrigo, der Fernando heißt, würde dann also den Name Fernando Rodrigues (oder im Fall von Spanien Rodriguez) erhalten. Die gleiche Regel gilt natürlich für Fernando / Fernandes , Marcos / Marque, Henrique / Henriques , usw.

Zu dieser Zeit lebten in Portugal viele Juden, die während der Inquisition verfolgt wurden, da sie von den Inquisitoren als „die Menschen, die Jesus Christus getötet haben“ betrachtet wurden. Nach und nach konvertierten aber immer mehr portugiesische Juden zum Christentum und bekamen damit auch portugiesische Familiennamen. Leit (Milch), Carvalho (Eiche), Oliveira (Olivenbaum), Manga (Mango), Coelho (Kaninchen), Serra (Hügel) und Pinheiro (Pine) sind einige typische Beispiele, die zu dieser Zeit häufig verwendet wurden. Selbst gewählt waren diese Nachname allerdings nicht…

In Deutschland sind es vor allem Berufsbezeichnungen, die seit dem Mittelalter die Namensgebung dominieren. MüllerSchmidtSchneiderFischer und Weber gehören dabei zur Top 5 der heutzutage gängigsten Nachnamen in Deutschland. Neben den Berufsbezeichnungen basieren unsere Nachnamen heute ansonsten auf meist männlichen Vornamen wie zum Beispiel Ludwig, Otto oder Werner oder Eigenschaften wie LangKühn oder Weiß.

Die skandinavischen Länder haben dagegen ein einfacheres traditionelles Namensgebungssystem. In Dänemark, Norwegen und Schweden war es früher Tradition, die Endung sen oder son an den Namen des Vaters anzufügen. Wenn ein Elternteil zum Beispiel Petrus hieß und einen Sohn namens Marcus hatte, dann wird der vollständige Name von Marcus  also Marcus Petersen oder Peterson (letzteres vor allem in Norwegen) lauten. In England wurde dieses System auch verwendet, es war aber nicht die Regel. So entstanden auf diese Weise Familiennamen wie Wilson (William Son – Sohn von William) oder Johnson (John Son – Sohn von John).

In Russland, der Ukraine und Belarus wird zwischen dem Vor-und  dem Familienname häufig noch ein Zwischenname verwendet, in der Regel eine archaische Form des Namens des Vaters. Im Russischen lautet die Endung ist die Endung für weibliche Familienmitglieder „Ovna“ und „ovitch“ oder „itch“ für männliche Nachkommen. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Larissa Konstantinowna und Boris Constantinovitch, Kinder von Constantin.

In Polen sind die Familiennamen in der Regel erkennbar an der Endung IakSki oderWicz, Beispiele sind Szczepaniak („Son of Szczepan“), Józefski (“ Sohn von Józef „) oder Kaźmirkiewicz („Son of Kazimierz“). In Kroatien und Serbien ist das Äquivalent zum Polnischen wicz die Form VicMilošević, zum Beispiel, bedeutet „Sohn von Miloš“.

In Rumänien haben viele Namen den Nachnamenssuffix „escu„, „ascu“ oder „iscus„. Petrescu zum Beispiel wird für den Sohn von Petre verwendet. Die häufigsten Familiennamen sind dort Popa (“ der Priester „) mit fast 200.000 Eintragungen ins Namensregister, Popescu (“ Sohn des Vaters“) mit fast 150.000 Nennungen und Ionescu (“ Sohn Ion „) .

Weißt du, woher dein Nachname genau stammt? Wir freuen uns über Kommentare und mehr spannende Geschichten zum Thema Nachnamen.

Dieser Artikel basiert auf einem Artikel in portugiesischer Sprache, der vor kurzem von Onério Neto im Blog von Language Trainers Brasilien veröffentlicht wurde.

Kommentare zu Gestatten: Müller. Und wie heißt du?