Ein interessanter Artikel von Brigitte Jostes im Tagesspiegel thematisiert Deutsch als Fremdsprache vor dem Hintergrund der Wordkreation „Adoptivsprache“ als Analogie für Fremdsprachenerwerb. Während sich die Autorin vorwiegend mit dem Deutschen auseinander setzt und dabei an eine bessere Identifikation mit der eigenen Sprache zu Gunsten der Außendarstellung und Werbefähigkeit appelliert, habe ich großen Gefallen an der Metapher „Adoptivsprache“ gefallen und mich damit näher befasst.

Offensichtliches Ziel der Wörtschöpfung war es, das Konzept des Erlernens von Fremdsprachen schmackhafter zu machen. Während Englisch mittlerweile unabdingbar für berufliche und interkulturelle Begegnungen ist und es somit fast schon zur Selbstverständlichkeit gehört, dass Anglo-Säxische zu beherrschen, so kämpfen andere Fremdsprachen mit solch einem globalen Verkaufsargument. Französisch rein für berufliche Zwecke? Italienisch nur für authentischere Pizza-Bestellungen? Diese ökonomische Betrachtungsweise lässt nicht nur tiefgründigere Motivation vermissen, sondern resultiert zu meist auch nur in kurzfristige und unerfolgreiche Lernepisoden aufgrund der Halbherzigkeit. Die Idee, eine weitere Fremdsprache als Adoptivsprache zu betrachten halte ich für eine tollen Vergleich, der Verpflichtung durch sorgfältige Überlegung und natürlichem Interesse symbolisiert. Freude an der Kultur des Landes, wie schon in vergangenen Einträgen aufgegriffen, sollte das Züglein an der Waage sein, und steuert immens dazu bei aus einer Fremdsprache (Adoptivsprache) eine weitere Muttersprache zu formen.

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